Wednesday, April 06, 2005

 
Schüttelreime

by Rolf-Peter Wille


Der verschüttelte Dichter
Liese Meier
Die zarten Herren
Scheidung
Klärchen und der Pfaffe
Teuflische Einflüsterung
Lament des Schmeichlers
Das geschüttelte Orchester





Der verschüttelte Dichter

Frischauf, an meiner Schand gerüttelt!
Schon schien ich, scheint mir, recht verschleimt.
Leis hab ich mich am Rand geschüttelt
Doch leider, fürcht ich, schlecht verreimt.

Ganz ohne Ironie gesagt:
Mein Reim, der sich am Stab vergreift,
Hat an der Poesie genagt,
Die grau vor Gram im Grab versteift.

Da ist mir, ach, beim Bilder Weben
Der Vers aus seiner Zucht geschlittert.
Will auch der Rhythmus wilder beben,
Schlimm ist er durch die Schlucht gezittert.

Zwar sieht man manch Metapher schlau
Aus diesen öden Stanzen winken.
Erkaltet bald, wie schlaffer Tau,
Wird sie nach schnöden Wanzen stinken.

Nun spriessen mir recht bange Klauen;
Die sollen flinke Triller schreiben,
Gewandter dann am Klange bauen,
Es noch rasanter, schriller treiben.

So wachsen mir die Dichterranken
Wie wilder Wein am Rebenstrauch.
Nie wirst Du mir, mein Richter, danken.
Dir scheint solch eitles Streben Rauch.





Liese Meier


Ist auch manches Mädchen feist,
Wie zum Beispiel Liese Meier,
Fein sie spinnt ihr Fädchen meist,
Dreht da ihre miese Leier.

Muß sie durch die Sümpfe streifen,
Später sich die Strümpfe seifen?

Die von Lieses Reizen wissen,
Wenn sie stark nach Seife riecht,
Sich nicht um den Weizen rissen.
Da sie an der Reife siecht.

Ob es an den Socken liegt,
Wenn man nicht durch’s Locken siegt?





Die zarten Herren


Was dient Dir denn ein zarter Mann,
Was brauchst Du zarte Herren?
Sie werden als Dein Marterzahn
Dich stets ans Harte zerren.

Sie prahlen so von Banken krass,
Wo sie viel Geld gefangen,
Und sind dann trüb im kranken Bass
Ins Trümmerfeld gegangen.

Ach, sind denn jene Schafe schlau,
Die viel vom Schaume trinken?
Die Herrn, die ich im Schlafe schau,
Sind noch im Traume Schinken.

Nur später, wenn die Sonne weicht,
In den analen Phasen,
Da werden sie vor Wonne seicht,
Die kalten fahlen Nasen.



Scheidung


Da steht er auf der Schiene leider.
Es heißt hier: Von Pauline scheid er.
Nun singt er nur zum Scheine Lieder,
Denn einsam und alleine schied er.

Laßt uns hinfort die Schiene meiden,
Wo wir mit bittrer Miene scheiden,
Wo wir nicht Dollarscheine mieden,
Doch Du und ich, oh Meine, schieden.

Und lausch nicht dieser Scheiben Lieder.
Nicht um sich zu entleiben, schied er.
Uns schafft der Rechenschieber Leiden.
Adieu, wir sollten lieber scheiden.




Klärchen und der Pfaffe


An jedem Sonntag, wenn mans in der Messe kann,
Ob Bauer, Doktor oder selbst Aristokrat,
Die alte Spinster aber auch der kesse Mann,
Sie alle holen sich von Jesu Christo Rat.

Auch unser Klärchen hoffte einst, sie fände Haltung,
Wo froh man sich und fromm in den Gebeten fand
Und so verzückt in inniglicher Händefaltung
Den Sündenfluch der wonnig wilden Fêten bannt.

Doch wehe ihr! Der Pfaffe wollt das Klärchen jagen;
Versprach wohl auch, daß er die holde Brunst vergüte.
Verbittert sollte sie noch manches Jährchen klagen,
Wie ihre Seele sich an solcher Gunst verbrühte.





Teuflische Einflüsterung

(satanisch geschüttelt)



Was liest Du den Aristophan?
Willst Du den Witz nur fade mischen?
Mach Dich mal an Mephisto ran.
Du musst mit fetter Made fischen!

Ach, spüre wie der Frust erlischt,
Wenn wir Dir dreiste Lieder flüstern.
Es blühet Deine Lust erfrischt
Und freudig wie der Flieder lüstern.

Santé! Trink mir vom hellen Bier
Und spür Dich alkoholisch beben.
Gleich magst Du munter bellen hier.
Das soll Dich diabolisch heben.

Sei Satanist und rauche Hasch.
Lass Deinen Geist recht teuer fauchen.
Doch Deine Seel verhauche rasch,
Damit wir sie ins Feuer tauchen.




Lament des Schmeichlers


Ich darf nicht länger weilen, zagen,
Und soll mich an die Zeilen wagen.
So hilf mir, meinen Reim zu schlichten
Und mich hier selbst im Schleim zu richten.

Oft will ich mich im Drange bücken
Und reichlich lange bange drücken.
Doch mein geschundenes Gewissen
Hat nur Gewundenes geschissen.

Was muss ich stets die Sach verbiegen?

Die Wahrheit wird im Bach versiegen,
Bedeckt mit meinem Speichelschmucke,
Wenn schmierig ich den Schmeichel spucke.

Was kann ich hier im Schlamm erjagen?

Werd ich mich nun im Jammer schlagen
Und mich mit offner Wunde schinden,
Wo Würmer sich im Schunde winden?

Heut will ich meine Qual ersticken:
Mich soll des Messers Stahl erquicken.




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